Das Kompetenznetzwerk stellt sich vor: Bundesverband russischsprachiger Eltern

Seit dem 1. Januar 2020 sind wir für die kommenden 5 Jahre als ndo Teil des Kompetenznetzwerks „Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft“ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert durch das BMFSFJ. In Form von Kompetenzzentren und -netzwerken zu einzelnen Themenfeldern wird die Zusammenarbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen bundesweit gestärkt. Als Kompetenznetzwerk wollen wir das Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft in Vielfalt durch die Entwicklung eines inklusiven Selbstverständnisses als Migrationsgesellschaft und Einwanderungsland fördern und gestalten.

Wir möchten euch die vier anderen Träger des Kompetenznetzwerks (TGD, BVRE, GVFD, SKS) vorstellen. Heute sprechen wir mit Projektleiterin Anastasia Sudzilovskaya vom BVRE über die Ziele des Bundesverbands im Kompetenznetzwerk:

 

Der Bundesverband russischsprachiger Eltern (BVRE) e.V. ist in der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen erfahren und setzt sich für das Zusammenleben der Generationen ein. Was ist eure Rolle im Kompetenznetzwerk und welche Expertise und Impulse bringt ihr mit ein?

Unser Verband arbeitet nun schon seit mehr als zehn Jahren aktiv in den Bereichen Familie, Kinder und Jugendliche, Dialog der Generationen, Prävention und insbesondere in der politischen Bildung. Somit verfügen wir über einen großen Erfahrungsschatz, den wir dem Kompetenznetzwerk zur Verfügung stellen wollen, um unserem gemeinsamen Ziel – dem gerechten, friedlichen und harmonischen Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft – ein Stück näher zu kommen. Unser Augenmerk liegt auf der Thematik „Ängste und Konflikte in der Einwanderungsgesellschaft“, denn diese Faktoren stellen eine große Barriere dar. Nur wenn sie ausgesprochen, analysiert und verarbeitet werden, beginnt der Prozess ihrer Abschaffung. Ausgehend von dieser Prämisse versuchen wir, Impulse zu setzen.

Welche Projekte und Ziele werdet ihr in den kommenden vier Jahren im Rahmen des Kompetenznetzwerks umsetzen?

Wir werden vielfältige Formate anbieten, die sich an den Bedürfnissen der Menschen in den Migrant*innenorganisationen, den Modellprojekten des Kompetenznetzwerks und den Partnerschaften für Demokratie orientieren. Diskussionsrunden, Werkstätten, Multiplikator*innenschulungen, Beratungen, interaktive Videobeiträge und vieles mehr sind geplant und einiges davon wurde bereits umgesetzt. Neben der Aufgabe, die Menschen über die Themen wie Erinnerungskultur, Fake News, Verschwörungsmythen oder Hate Speech aufzuklären und ihnen Tools an die Hand zu geben, wollen wir für sie eine Instanz sein, die sich ihre Sorgen, Ängste, Befürchtungen und Bedarfe anhört, wahrnimmt und an die politischen Entscheidungsträger*innen in den Bundes- und Landesparlamenten vermittelt. Aus diesem Grund ist alles, was wir machen, gut dokumentiert, sodass die Menschen, die an unseren Formaten teilnehmen, sicher sein können, dass keines ihrer Worte im Sand versickern wird.

Der BVRE e.V. ist neben uns, den neuen deutschen organisationen, das zweite, bundesweite Netzwerk von postmigrantischen Organisationen und Initiativen im Kompetenznetzwerk. Wo gibt es aus eurer Perspektive Gemeinsamkeiten zwischen dem BVRE e.V. und den ndo, die als Synergien für das Kompetenznetzwerk genutzt werden können?

Wir als Verband verstehen uns als eine Drehscheibe für einen Dialog unter den Migrant*innenorganisationen im Bereich der politischen Bildung und sind bemüht, die Kompetenzen von Vereinen vor Ort zu stärken, indem wir die Themen des zivilgesellschaftlichen Engagements unterstützen, denn oft sind es eher Themen wie kulturelles Erbe und Landeskunde, die in den Aktivitäten der Vereine dominieren. Mit Hilfe von Multiplikator*innenschulungen und Rundgesprächen innerhalb des Netzwerks unter den Migrant*innenorganisationen werden neue Themengebiete etabliert und durch Kapazitätenentwicklung gefestigt.

Eine andere Richtung des Verbandes, die als Grundlage für Synergien zwischen uns  beiden Netzwerkpartnern gelten kann, ist die Unterstützung der Vereine bei der Interessenvertretung von Migrant*innencommunities im Bereich effizienter Öffentlichkeitsarbeit. Der BVRE definiert sich als die Stimme im interkulturellen Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft, Politik und Medien, bei denen oft Aufklärungsbedarf über die Bedeutung und den Beitrag der Migrant*innencommunities zu einer nachhaltigen Demokratie in Deutschland besteht. Vorurteile bekämpfen und einen offenen und inklusiven Raum für historische Traumata der Communities als Zukunftsfaktor für die Inklusionspolitik schaffen – dies sind die Prioritäten des Verbandes und können durchaus als Grundlage für eine intensivere Kooperation mit den neuen deutschen organisationen gesehen werden.

 

Vielen Dank für das Gespräch! 

(Das Interview führte Türkiz Talay)

Mehr Infos findet ihr unter www.kn-zusammenleben.de oder hier auf unserer Website!