Xinan und Cuso sind beide in der politischen, Empowerment- orientierten Bildungsarbeit tätig und veröffentlichen seit 2018 den DIASPOR.ASIA Podcast. In dem Podcast sprechen sie über asiatische Identitäten, Geschichten der Diaspora, mental health struggles, radical softness und Queer sein.
In ihrem aktuellen Podcast beschäftigen sich die beiden mit dem Thema „Politische Arbeit“. Es geht um Selbstpositionierungen, Aktivismus und Selbstorganisierung – hört mal rein! https://diasporasia.podigee.io
Rassistische Gewalt gegen ostasiatisch gelesene Menschen wird oft unterschätzt oder erst gar nicht ernst genommen. Woran liegt das?
Dass Anti-Asiatischer Rassismus nicht ernst genommen wird, liegt unter anderem am Mythos der „Vorzeigeminderheit”. Laut diesem Mythos sind Menschen, denen Asiatisch-sein zugeschrieben wird, besonders “brav”, strebsam und ruhig. Das lenkt ab von kolonialen und rassistischen Kontinuitäten: Globale Arbeitsteilungen, rassistische Pogrome wie Rostock-Lichtenhagen in den 90ern und aktuellen Rassismen. Dieser Mythos dient nur dazu, Rassismus zu stabilisieren und zu rechtfertigen.
Ostasiatisch gelesene Menschen sind seit Ausbruch von Covid-19 verstärkt rassistischen Anfeindungen ausgesetzt, weil manche Menschen sie für die Pandemie verantwortlich machen. Welche neuen oder auch alten Bilder beobachtet Ihr?
Covid-19 bezogener Rassismus baut auf dem auf, was schon immer Alltag in Deutschland war und ist: Dadurch, dass wir asiatisch markiert werden, werden wir zu „den Anderen“ gemacht. Rassistische Bilder aus der Kolonialzeit, wie das der „gelben Gefahr“ spielen da eine wichtige Rolle. Durch den Zusammenhang mit der aktuellen Pandemie verstärkt sich aber das Gefühl der Unsicherheit, weil rassistische Anfeindungen präsenter und intensiver sind und sich nicht zuletzt in Angriffen äußern.
Welche Rolle spielte die mediale Berichterstattung gerade zu Beginn des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie bei der Wahrnehmung von ostasiatisch gelesenen Menschen?
Die Berichterstattung über den Ausbruch der Pandemie in Wuhan (VR China) spielte eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung asiatisch markierter Menschen. Wenn Bilder von an Covid-19 Erkrankten ständig in Zusammenhang mit ostasiatisch gelesenen Menschen gezeigt werden, entsteht eine Verknüpfung. Die ist manchmal unterschwelliger, jedoch teilweise sehr offen rassistisch wie z.B. auf dem SPIEGEL Cover 6/2020. Die Menschen in den Redaktionen, die ein solches Cover beschließen, tragen dazu bei, dass asiatisch markierte Personen angegriffen werden und sich Anti-Asiatischer Rassismus verstärkt.
Was ist Eure Forderung an die Politik und Gesellschaft?
Wir fordern eine Auseinandersetzung mit Rassismus in Deutschland. Institutionen, die tagtäglich rassistische Gewalt ausüben, müssen von unabhängigen Stellen überprüft werden, dazu gehört vor allem auch die Polizei. Wir fordern, dass Menschen sich auf individueller Ebene über Rassismus informieren und ihre Rolle darin reflektieren. Dafür braucht es auch strukturell verankerte, rassismuskritische Bildungsarbeit.
Danke für das Interview!
Das Interview führte Thao Nguyen – Mitarbeiterin ndo